Value for Money-Waage mit EU-Sternen und Finanzsymbolen auf Tablet - Haftungsdach Audit-Konzept

„Value for Money“-Audits: Wie Haftungsdächer ihre Produktpalette neu bewerten müssen

Die europäische Finanzlandschaft steht vor einem Paradigmenwechsel. Mit der EU-Retail Investment Strategy (EU-RIS) 2025, die sich derzeit in der finalen Trilog-Phase zwischen Parlament, Rat und Kommission befindet, werden systematische „Value for Money“-Audits zur Pflicht für alle Finanzdienstleister – einschließlich der über 50 aktiven Haftungsdächer in Deutschland. Diese regulatorische Revolution, deren finale Verabschiedung bis Ende 2025 und Anwendung ab 2027 erwartet wird, zwingt die Branche zu einer fundamentalen Neubewertung ihrer Produktpaletten.

Die neue Bewertungsrealität: Was „Value for Money“ konkret bedeutet

Die EU-RIS verlangt eine systematische Prüfung des Kundennutzens bei Finanzprodukten, wobei sich der Fokus primär auf das Verhältnis zwischen Kosten und Rendite konzentriert. Die europäische Aufsichtsbehörde unterstützt das Value for Money (VfM) Framework und sieht darin signifikante Vorteile durch die Mobilisierung von Kundenkapital in Anlageprodukte, die echten Mehrwert bieten. Für Haftungsdächer, die als lizenzierte Institute der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) fungieren und anderen Unternehmen ermöglichen, Finanzdienstleistungen ohne eigene Lizenz anzubieten, bedeutet dies eine komplette Neustrukturierung ihrer internen Bewertungsprozesse.

Die praktische Umsetzung erfordert dabei weit mehr als nur eine oberflächliche Kostenanalyse. EU-VfM-Supervisory Benchmarks tragen zu objektiver Produktpreisgestaltung bei und stellen sicher, dass Kosten und Gebühren gerechtfertigt und proportional zu Performance, Vorteilen und Produktmerkmalen wie Garantien und biometrischen Risikoabdeckungen sind. Diese Benchmarks helfen nationalen Aufsichtsbehörden dabei, Produkte ohne ausreichenden Mehrwert vom Markt fernzuhalten.

Strategische Herausforderungen für Haftungsdächer: Zwischen Compliance und Geschäftsmodell

Branchenanalysen verdeutlichen: Die Herausforderungen durch die Retail-Investment-Strategie (RIS) für Wertpapierinstitute sind enorm. Besonders Haftungsdächer stehen vor einem Dilemma: Einerseits müssen sie die strengen Value for Money Audit-Anforderungen erfüllen, andererseits ihre etablierten Geschäftsmodelle und Partnerschaften mit vertraglich gebundenen Vermittlern aufrechterhalten.

Führende Haftungsdächer in Deutschland müssen nun systematisch bewerten, welche der über sie vertriebenen Produkte den neuen EU-RIS Produktprüfung-Standards genügen werden. Die Umsetzung vieler Themen würde einen hohen IT-Aufwand bedeuten, besonders in den MiFID-II-Themengebieten „Zuwendungen“, „Product Governance – Value-for-Money-Konzept“, „Geeignetheit und Angemessenheit“ sowie „Veröffentlichungen“.

Interne Bewertungsprozesse: Der systematische Ansatz zur Haftungsdach Produktbewertung

Die Implementierung effektiver Value for Money Audit-Prozesse erfordert von Haftungsdächern eine mehrdimensionale Herangehensweise. Zunächst müssen sämtliche über das Haftungsdach vertriebenen Produkte in verschiedene Kategorien klassifiziert werden: von Standardprodukten wie ETFs bis hin zu komplexeren Anlageprodukten mit Versicherungsmantel.

  • Kostentransparenz als Fundament: Aktuelle Marktberichte zeigen, dass während Kosten trotz Inflation nicht gestiegen sind, die Kostensenkungen, die bei Investmentfonds zu beobachten waren, sich noch nicht in den versicherungsbasierten Anlageprodukten materialisiert haben. Haftungsdächer müssen daher granulare Kostenstrukturen entwickeln, die alle Ebenen der Wertschöpfungskette transparent abbilden – von der Produktauflage über die Vertriebsvergütung bis zur laufenden Betreuung.
  • Performance-Monitoring in Echtzeit: Die neuen Anforderungen verlangen kontinuierliche Performance-Überwachung anstelle periodischer Stichproben. Progressive Marktakteure investieren bereits massiv in digitale Infrastruktur, um diese Echtzeitbewertungen zu ermöglichen. Dabei werden nicht nur absolute Renditen betrachtet, sondern risikoadjustierte Performance-Kennzahlen, die den spezifischen Kundenbedürfnissen entsprechen.
  • Produktkategorisierung nach Mehrwert: Moderne Haftungsdächer entwickeln mehrstufige Bewertungsmatrix-Systeme, die verschiedene Aspekte des Kundennutzens berücksichtigen. Neben Kosten und Performance fließen auch Servicequalität, Produktkomplexität und Zielgruppenspezialisierung in die Gesamtbewertung ein.

Kritische Stimmen und praktische Umsetzungshürden

Viele Kunden wünschen Beratung vor Ort, schätzen schnellen, reibungslosen und persönlichen Service und legen Wert auf Produkte, die passgenau zugeschnitten werden können. Diese Kundenerwartungen stehen jedoch in potenziellem Konflikt mit der EU-RIS-Philosophie. Folgt man der Idee des Value for Money in der RIS, würden alle diese Leistungen im Rahmen des Produktfreigabeverfahrens unter Druck geraten, da sie Kosten verursachen und die Rendite eines Produktes geringfügig mindern müssen.

Branchenverbände rufen zur erheblichen Vereinfachung der RIS auf und warnen, dass ihre aktuelle Komplexität und regulatorische Belastung eher abschrecken als Retail-Investitionen fördern könnte. Diese Kritik spiegelt die Sorgen vieler Haftungsdächer wider, dass übermäßige Regulierung Innovation und Kundenorientierung behindern könnte.

Die deutsche Besonderheit: Gerade deutsche Anleger setzen bei der Geldanlage und Altersvorsorge bevorzugt auf Sicherheit und verzichten dabei im Zweifel bewusst auf Rendite. Sichere Geldanlagen und Altersvorsorge mit Garantien hätten in einem reinen „Rendite-Ranking“ klar das Nachsehen, würden also auf den hinteren Plätzen landen, obgleich Kunden diese Produkte eigentlich favorisieren.

Die Zukunft der Haftungsdach-Landschaft: Konsolidierung oder Innovation?

Die EU-RIS Produktprüfung wird voraussichtlich zu einer Marktkonsolidierung führen. Kleinere Haftungsdächer, die nicht über die notwendigen Ressourcen für komplexe Value for Money Audit-Systeme verfügen, könnten von größeren Playern übernommen werden oder sich auf Nischensegmente spezialisieren müssen.

  • Technologische Differenzierung: Progressive Haftungsdächer nutzen bereits heute Machine Learning und künstliche Intelligenz, um Produktbewertungen zu automatisieren und kontinuierlich zu optimieren. Diese technologische Vorhut wird in der Post-RIS-Ära entscheidende Wettbewerbsvorteile haben.
  • Spezialisierung als Strategie: Boutique-Haftungsdächer setzen verstärkt auf Spezialisierung und persönlichen Service. Ihr Ansatz: Weniger Produkte, aber diese mit nachweislich überlegenem Value for Money für spezifische Kundensegmente.

Drei Entwicklungsrichtungen zeichnen sich ab:

  • Vollintegrierte Plattformen: Große Marktteilnehmer bauen umfassende Technologie-Ökosysteme auf, die alle Aspekte des Value for Money Audits automatisieren und gleichzeitig breite Produktspektren abdecken.
  • Spezialisierte Nischenspieler: Kleinere Anbieter konzentrieren sich auf spezielle Kundensegmente oder Produktkategorien, wo sie durch tiefe Expertise punkten können.
  • Service-Aggregatoren: Eine neue Kategorie von Haftungsdächern entsteht, die primär als Compliance- und Service-Dienstleister für andere Finanzunternehmen fungieren.

Compliance meets Vertriebsstrategie: Die neue Realität

Der entscheidende Erfolgsgarant wird die intelligente Verknüpfung von Compliance-Anforderungen mit der Vertriebsstrategie sein. Haftungsdächer müssen ihre Value for Money Audits nicht als isolierte Compliance-Übung betrachten, sondern als integralen Bestandteil ihrer Produktstrategie und Kundenberatung.

Erfolgreiche Haftungsdächer werden jene sein, die ihre Vermittler dabei unterstützen, die Value for Money-Bewertungen als Verkaufsargument zu nutzen. Wenn ein Produkt die strengen EU-RIS-Kriterien erfüllt, wird dies zu einem wichtigen Differenzierungsmerkmal im Wettbewerb um anspruchsvolle Retail-Investoren.

Fazit: Chance statt Bedrohung

Die EU-RIS 2025 und ihre Value for Money Audit-Anforderungen stellen zweifellos eine der größten regulatorischen Herausforderungen der letzten Jahre dar. Doch für vorausschauende Haftungsdächer eröffnet sich auch eine historische Chance: Wer jetzt in systematische Produktbewertung und Kostentransparenz investiert, wird nicht nur regulatorisch compliant sein, sondern auch einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil in einem sich konsolidierenden Markt aufbauen.

Die RIS-Verhandlungen finden parallel zu Diskussionen über Vereinfachung, Belastungsreduzierung und die Entwicklung der Savings and Investment Union statt. Diese Integration zeigt: Value for Money ist nicht nur eine regulatorische Pflichtübung, sondern ein fundamentaler Baustein für die Zukunft der europäischen Kapitalmärkte.

Die Haftungsdächer, die diese Transformation als strategische Chance begreifen und entsprechend investieren, werden die Gewinner der neuen Finanzmarktordnung sein. Die Zeit zu handeln ist jetzt – die finale Verabschiedung der Regulierung rückt unaufhaltsam näher.

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